Nach drei Tagen in Saigon ging es weiter nach Nha Trang.
Nha Trang (ausgesprochen Nja Tschang) war bekannt für seinen kilometerweiten weißen Strand.
Wir wollten endlich entspannen und raus aus der Großstadt.
Leider befanden wir uns – wie ich erfuhr – in der »Peak Season«. So nannte man die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester. Es war etwas naiv von uns, nicht früher etwas gebucht zu haben, denn wir bekamen nur noch die letzten zwei Zimmer im Hotel Saint Paul. Wir würden hier Silvester verbringen und erst nach Neujahr weiterreisen. Der erste Neujahrstag war auch für die Vietnamesen ein offizieller Feiertag, sodass die Einheimischen auch frei haben würden und daher die Zimmer so knapp waren.
Als wir völlig erschöpft nach einer zehnstündigen Busfahrt abends in Nha Trang ankamen, empfingen uns das bekannte Gehupe aus Saigon, der Smog und die Leuchtreklame einer Großstadt. So hatten wir uns den nächsten Stopp nicht vorgestellt. Etwas verwirrt fragten wir uns, wo hier der Strand sein sollte.
Wir checkten im Hotel ein und aßen in einem Straßenrestaurant zu Abend. Komischerweise war die ganze Innenstadt zweisprachig beschriftet. Alle Restaurants und Läden hatten sowohl vietnamesische als auch russische Namen und Beschreibungen. Tatsächlich machten die russischen Touristen hier den größten Anteil aus. Russische Touristen waren mir als Gruppe noch nie vorher aufgefallen. Aber irgendwo mussten die Russen ja wohl auch ihren Winterurlaub verbringen, in Asien also.
Nach dem Essen wollten wir den Strand begutachten, der nur 100m von unserem Hotel entfernt sein sollte. Im Dunkeln konnten wir nicht viel erkennen außer Strandliegen und die Wellen.
Plötzlich fing es an zu regnen und wir flüchteten unter einen Schirm. Ein Blick auf die Wetter App prophezeite uns Regen für die ganze Woche. Enttäuscht und frustriert gingen wir schlafen.
Am nächsten Tag wachten wir jedoch mit strahlendem Sonnenschein auf. Wir erkundeten die Gegend bei Tageslicht. Das Klima war wesentlich angenehmer als in Saigon. Es waren statt 33 nur noch 26 Grad und es war bei weitem nicht so schwül und feucht wie in Saigon. Was für eine Erleichterung. Erfreut stellten wir fest, dass das Hotel sehr zentral lag. Alle zwei Meter gab es allerlei Streetfood, Garküchen, Pubs, Cafés.
Glücklicherweise regnete es immer nur abends. Tagsüber hatten wir wunderschönes Strandwetter. Wir mieteten uns bequeme Liegen und kauften den Einheimischen frische Kokosnüsse und frittierte Mango- und Bananenbrote ab.
Das Geräusch der Wellen übertönte das Mopedgehupe. Außerdem war am Uferbereich Fußgängerzone, sodass man seine Ruhe vor dem Verkehr hatte.
Es war interessant, die russischen Touristen zu beobachten. Es waren einfach so viele 😉
Die jungen Frauen waren schlank, sehr gepflegt und extrem knapp bekleidet. Die Männer waren meist kräftiger. Ein vietnamesischer Maler sprach uns an, um uns seine Bilder zu verkaufen. Er erzählte uns, dass er früher genau an dem Strandabschnitt, wo wir lagen, seine Freilichtgalerie hatte. Aber die Russen hätten das Land aufgekauft, sodass die Vietnamesen weichen mussten.
Die Tage vergingen und das Jahresende näherte sich. Wir hatten nicht vor, Silvester zu feiern, sodass wir abends in ein einfaches Straßenlokal mit Grill gingen. Es war das gleiche Lokal wie das, das wir am ersten Abend zufällig gewählt hatten. Die Einheimischen erkannten uns und freuten sich. Sie wünschten uns schon beim Hinsetzen »Happy New Year!«, obwohl es noch gar nicht Mitternacht war. Später stellten sie ihre Tische zusammen und die ganze Belegschaft aß gemeinsam zu Abend. Sie baten uns, uns dazu zu setzen und mit ihnen zu essen. Der Koch packte die Gitarre aus und die ganze Familie sang. Ständig wurde Essen nachgeschoben. So ging das stundenlang.
Sie baten uns immer wieder darum, auch etwas zu singen, aber wir versagten kläglich. Vor der nächsten Asienreise sollten wir etwas einstudieren…
Die Herzlichkeit und Großzügigkeit der Einheimischen rührte mich zutiefst. Ich war überglücklich. Für dieses Erlebnis allein hatte es sich schon gelohnt, nach Vietnam zu reisen.
Euch allen wünsche ich auch ein frohes neues Jahr oder Chúc Mừng Năm Mới!
Wie die Vietnamreise weiterging, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
leider konnte ich nicht mitessen und singen!
Trotzdem fing das Jahr gut an! Happy New Year
Ja, das war sehr schade. Du hättest unsere Ehre retten können, weil du die einzige von uns bist, die singen kann!