Kategorie: Futterreise

Lanzarote – Vulkantour im Nationalpark Timanfaya

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Überdimensionaler Vulkangrill im „El Diablo“ – Restaurant im Nationalpark Timanfaya

Der Vulkanpark Timanfaya

Der Vulkanpark Timanfaya wurde 1974 zum achten Nationalpark Spaniens erklärt und erstreckt sich im Südwesten der Insel Lanzarote über eine Fläche von knapp 51 km². Seinen Namen verdankt der Park der ehemaligen Ortschaft Timanfaya, in der 1730 die sechs Jahre währenden Vulkaneruption den Anfang nahmen.

Die Ankunft im Nationalpark Timanfaya

Die Straßen waren frei und wir kamen bereits vor der Öffnungszeit um 8:50 Uhr am Wachhaus vor dem Nationalpark der Vulkane „Timanfaya“ an.  Wir waren nicht die Ersten, denn vor uns befanden sich schon drei Autos. Offensichtlich hatten andere die gleiche Idee wie wir, den Menschenmassen an einem der Sightseeing-Höhepunkte von Lanzarote aus dem Weg zu gehen.  Ein kakifarben uniformierter Wächter sammelte an den heruntergekurbelten Autofenstern die Eintrittsgelder ein. Zu zweit zahlten wir 20€.
Die Schranke blieb strikt bis 9 Uhr geschlossen und hinter uns bildete sich eine immer länger werdende Autoschlange.
Als die Schranke endlich um 9 Uhr aufging, folgten wir noch ca. 2 km  den anderen Autos, um zum eigentlichen Besucherzentrum „Islote de Hilario“ zu gelangen.

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Panorama im Nationalpark Timanfaya – Lanzarote

Wie auf dem Parkdeck einer Fähre wiesen uns die kakifarben gekleideten Angestellten einen bestimmten Parkplatz zu. Alles lief hier hoch professionell ab. Das Besucherzentrum erinnerte mich an eine Raumstation. Der Boden war mit rotem Sand bedeckt und man sah die beeindruckende Kulisse der Vulkanberge im Hintergrund. Im Zentrum stand ein rundum verglastes einstöckiges Restaurant namens „El Diablo“, das sich sehr ästhetisch und unauffällig in die Landschaft einfügte.

Die Angestellten wiesen uns auf Spanisch an, uns am Bus anzustellen. Ich musste für kleine Mädels und fragte, wo die Toiletten waren. Die freundlich lächelnden Angestellten des Restaurants zeigten auf höhlenartige, aus schwarzen  Ziegeln gebaute Konstrukte, die architektonisch wunderschön aussahen. Ich sollte mich im Laufe des Urlaubs auf Lanzarote noch des Öfteren über die künstlerisch gestalteten, ästhetischen und sehr sauberen öffentlichen Toiletten freuen. 

Die Bustour im Nationalpark Timanfaya


Wir stiegen in den Rundtour-Bus ein und versuchten – wie in unserem Reiseführer empfohlen – auf der rechten Seite einen Platz zu ergattern, da von dort wohl die besten Fotos geschossen werden konnten. Zum Glück war noch etwas frei. Der Bus setzte sich in Fahrt. Auf Spanisch, Englisch und Deutsch wurde nacheinander von der Entstehung Lanzarotes und den Vulkanausbrüchen erzählt. Der Bus hielt mehrfach an, damit fotografiert werden konnte. Tatsächlich konnte man von der rechten Seite aus am besten sehen und Fotos schießen.
Die Landschaft war atemberaubend. Ich fühlte mich wie auf dem Mond oder auf dem Mars. Nach ungefähr 45 min kamen wir wieder im Besucherzentrum an. Wir waren etwas enttäuscht darüber, dass es gar keine Zwischenstopps zum Wandern gab. Die Wanderschuhe hatten wir umsonst angezogen.

Das Besucherzentrum „Islote de Hilario“

Als wir wieder im Besucherzentrum ankamen, winkten uns die Aufseher in Richtung des Restaurants. Wir stellten uns auf eine Plattform und die Angestellten drückten uns heiße schwarze Steinchen in die Hände. Ich ließ sie beinahe fallen, weil sie wirklich extrem heiß waren. Die Erklärung auf Spanisch verstand ich nicht. Als sich die Besucher um die Angestellten versammelt hatten, wurden wir weiter zu einer anderen Plattform geführt. Nun kippte ein Aufseher Wasser in kleine Kessel, er ging zur Seite und kurz darauf schossen dampfende Fontänen meterweise hoch in die Luft. Was für ein Spektakel. Dann führte uns ein anderer Angestellter weiter ins Restaurant „El Diablo“. Dort erwartete uns ein mit 2 Metern Durchmesser breiter runder Grill, der mit Fleisch und Kartoffeln beladen war. Dieser überdimensionale Grill wurde von der Glut einer darunterliegenden Magmakammer gespeist. Wenige Meter unter der Erdoberfläche können heute noch 400 Grad Celsius gemessen werden.

Vulkanwanderung


Da wir noch wandern gehen wollten, beschlossen wir, eine aus unserem Reiseführer empfohlene Vulkan-Wandertour zu laufen. Nicht weit entfernt von der LZ56 lagen mehrere begehbare Vulkane beieinander. Von einem Parkplatz aus konnten wir sie leicht erreichen. Rundwanderwege waren bequem für Besucher ausgebaut. Ich staunte erneut über die professionell ausgebauten Wege und die Sauberkeit. Es war fast menschenleer. Ein schneidender Wind pfiff uns um die Ohren, sodass wir uns gegenseitig kaum hören konnten.

Vulkankrater Caldero de Cuerva – Rundwanderweg
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Komplette Stille im Inneren des Kraters

Am Vulkan Caldero de Cuerva angekommen, konnten wir mitten in den Krater steigen und eine unheimlich Stille umgab uns. Es war überwältigend. Ich fühlte mich wie in einem Sciencefiction-Film.

Der Ausflug zu den Vulkanen wird für immer ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

Essen auf Lanzarote – Fisch in Salzkruste

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Wolfsbarsch und Dorade auf einer Salzkruste gebettet, kurz bevor sie komplett damit bedeckt werden

Fisch in Salzkruste habe ich letztes Jahr das erste Mal auf Gran Canaria gegessen, als es eine Freundin zubereitet hat.
Das Rezept ist so simpel, dass es jeder nachkochen kann. Der Fisch gart geschützt in einem Salzmantel vor sich hin, sodass der Geschmack und auch die Feuchtigkeit nicht entweichen. So bleibt der Fisch saftig, zart und aromatisch.

Auf den Kanarischen Inseln bekommt man anders als in Deutschland frischen Fisch in jedem größeren Supermarkt. Und das zu Spottpreisen.

Diesmal sind mein Mann und ich dem kalten Winter in Deutschland entflohen. Auf Lanzarote, der Vulkaninsel der Kanaren, werden wir die nächsten zwei Wochen die Sonne und die Meeresfrüchte genießen. Da wir in einem Apartment wohnen, können wir jederzeit selbst kochen. Gestern Abend gab es das köstliche Gericht Fisch in Salzkruste.

Zutaten für Fisch in Salzkruste

  • 2 mittelgroße Fische (Dorade, Wolfsbarsch)
  • 1,5 kg Salz (feingemahlen)
  • 1 Ei (davon nur das Eiweiß)
  • 150 g Wasser
  • 1 Zitrone
  • 2 Knoblauchzehen
  • Lauch (oder Petersilie)

Zubereitung von Fisch in Salzkruste

  1. Als erstes sollte man den Ofen auf 190 Grad Umluft vorheizen.
  2. Dann die Zitrone in Scheiben schneiden.
  3. Die Knoblauchzehen schälen und auch in Scheiben schneiden.
  4. Vom Lauch 10 cm vom unteren Strunk abschneiden und diesen längs halbieren und mehrmals längs einschneiden.
  5. Die Fische waschen, trockentupfen und innen leicht salzen.
  6. Die Fische nun mit den Zitronen- und Knoblauchscheiben und den Lauchstreifen befüllen.
  7. Für die Salzkruste wird nun das Salz in eine große Schüssel geschüttet und mit dem Wasser vermengt.
  8. Dann das Eiweiß vom Eigelb trennen und das Eiweiß zu Schnee schlagen und in die Salz-Wasser-Mischung geben und verrühren, bis ein Brei entsteht.
  9. Auf ein tiefes Backblech Backpapier legen und zunächst eine Schicht von der Salzkruste verteilen, ca. ein Drittel des Breies.
  10. Nun die Fische drauflegen und dann komplett mit der Salzkruste bedecken.
  11. Das Backblech in den vorgeheizten Ofen auf die unterste Ebene schieben und 35 min lang garen lassen.
  12. Zuletzt die Fische aus dem Ofen holen. Mit einem Messer kann man die Salzkruste öffnen und die Haut abziehen.

Tipp: Beilagen zu Fisch in Salzkruste

Als Beilagen eigenen sich selbstgemachte Pommes. Die Kartoffelstifte kann man einfach auf der ersten Schiene mitbacken lassen, sodass sie zeitgleich mit dem Fisch fertig werden. Zusätzlich gab es bei uns noch Blumenkohl und Brokkoli als Gemüsebeilage. Das Gemüse haben wir in einem großen Topf,  1 cm hoch mit Wasser gefüllt, mit geschlossenem Deckel garen lassen.

Chinesische Hochzeit in Yantai, China

chinesische-hochzeit-zeremonie-eroeffnungEin chinesischer Freund aus Studienzeiten, Weiping, hatte uns zur Hochzeitsfeier in seiner Heimatstadt Yantai eingeladen.

Yantai (烟台) liegt an der Nordostküste Chinas in der Provinz Shandong (山东) und besitzt mit ca. 7 Mio. Einwohnern den größten Fischereihafen der Provinz.

Mit gemischten Gefühlen sah ich der Chinareise entgegen. Vor 12 Jahren hatte ich in China ein Auslandsjahr im Rahmen meines Studiums absolviert. Der Smog, das Gedränge der Menschenmassen und der raue Umgang der Chinesen untereinander waren mir noch unangenehm in Erinnerung geblieben. Gleichzeitig freute ich mich auf die unglaublich vielfältige Küche, auf Gerichte, die ich seit Jahren nicht mehr gegessen hatte und natürlich auf die chinesische Hochzeit.

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Chinesische Hochzeit – Vorbereitung der Trommlerinnen

Die Informationen, die vorab von Weiping durchsickerten, klangen spannend und furcht einflößend zugleich. Es sollten 300 Gäste kommen, davon 30 Gäste aus dem Ausland. Auf der Einladung stand, dass die Feierlichkeiten bereits um 7 Uhr morgens (!) beginnen sollten. Weipings Eltern hatten ein ganzes Hotel für die Gäste reserviert und einen Shuttlebus organisiert, der die Gäste zwischen den unterschiedlichen Locations hin- und herfahren sollte.

Ankunft in Yantai

Der Direktflug von München brachte uns sicher nach Shanghai, wobei sich der Weiterflug nach Yantai zu einer nervlichen Zerreißprobe gestaltete, da der Flug auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Gedanklich bereiteten wir uns schon auf eine Übernachtung im Flughafen vor. Drei Stunden später durften wir endlich einsteigen und kamen spätnachts völlig erschöpft in Yantai an. Überraschenderweise empfing uns Weiping am Ausgang. Wir freuten uns riesig.

Dankbar und erleichtert ließen wir uns zum Hotel fahren und gingen noch nachts um 3 Uhr in ein 24h-Lokal mit Seafood und Spießen. Das liebte ich an China! Man bekam rund um die Uhr etwas zu essen 😛

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Seafood Platte in Yantai, China

Am nächsten Tag (dem Tag vor der Hochzeit) erhielten wir von Weiping einen ausgedruckten Programmablauf und lernten endlich die Braut kennen.

Viivi kam aus Chongqing (重庆), der größten Stadt der Welt im Südwesten Chinas mit einer Bevölkerung von 30 Mio. Menschen.
Sie hatte in Finnland studiert, sodass sie als westlichen Namen eine finnische Adaption gewählt hatte (Doppel-i in der ersten Silbe). Auch finnische Gäste waren zur chinesischen Hochzeit angereist.

Der Programmablauf füllte zwei ganze DIN A4-Seiten. Wer wollte, konnte schon ab 4 Uhr morgens an den Hochzeitsvorbereitungen teilnehmen.

Chinesische Hochzeit – Eröffnung mit Löwentanz

Da 4 Uhr den meisten Gästen zu früh war, verabredete sich die Mehrheit für 6:45 Uhr im Foyer, um gemeinsam zum Programmpunkt bei Weiping’s Eltern aufzubrechen. Dank Jetlag wachten wir schon um 4 Uhr morgens auf, sodass die frühe Morgenstunde gar nicht schlimm war.

Vor Weiping’s Elternhaus bzw. Wohnung in einem chinesischen Wohnblock hatten sich bereits Trommlerinnen im roten Kostüm versammelt. Um halb 8 Uhr fingen die Trommlerinnen an zu spielen und im Anschluss daran wurde ein Feuerwerk mit Chinaböllern gezündet, das die bösen Geister vertreiben sollte. Mitleidig dachte ich an die Nachbarn, die am Samstag so früh am Morgen dieses Spektakel mitmachen mussten. In Deutschland wäre so etwas niemals erlaubt, dachte ich belustigt.

Mit einem Löwentanz wurde das Brautpaar, das traditionell ganz in rot gekleidet war, gemeinsam mit den Trauzeugen begrüßt. Nachdem sie hinter Kameras und Blitzlichtgewittern verschwanden, ging es weiter zur Wohnung der Eltern. Im engen Treppenhaus standen die Gäste über mehrere Stockwerke hin Schlange, um dem Brautpaar zu gratulieren und die Geschenke zu überreichen.

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Brautpaar mit Weiping’s Eltern

Als ich oben ankam und mich durch die Menge drängelte, konnte ich einen Blick ins Schlafzimmer erhaschen, wo das Brautpaar traditionelle Bräuche durchlaufen musste.

Weiping bezog ein Kissen und musste darüber steigen. dann wurden Nüsse in die Luft geworfen und Sprüche aufgesagt. Es wurde soviel gefilmt, fotografiert und gedrängelt, dass es mir zu anstrengend wurde, die Zeremonie weiter zu beobachten. Ich bewunderte das Brautpaar sehr für die Geduld und die gute Laune, die es trotz des vielen Trubels immer noch ausstrahlte.

Santi und ich überreichten Weiping – wie es üblich war – ein Hongbao (roter Umschlag mit Geld) als Geschenk und den Eltern von Weiping, die ja den ganzen Spaß finanzierten, Mitbringsel aus Bayern.

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Selbstgemachte Jiaozi von Weiping’s Familie

Danach gab es zum Frühstück selbstgemachte Jiaozi, die die Familie seit heute früh vorbereitet hatte. Sie schmeckten köstlich!

Chinesische Hochzeit – Kirchliche Trauung

Nun war es bereits 9 Uhr und es ging mit dem Shuttlebus zur nächsten Station, zu einer Kirche. Inzwischen brannte die Sonne heiß vom Himmel herunter und wir schwitzten. Da wir erst draußen warten mussten, nutzen wir die Zeit für ein weiteres Fotoshooting mit dem Brautpaar. Weiping trug nun einen schwarzen Smoking, während Viivi ein klassisches weißes Brautkleid mit Schleier trug.

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Fotoshooting mit dem Brautpaar vor der Kirche

Normalerweise fühlte ich mich in den kalten und kargen Kirchen in Deutschland nicht besonders wohl, aber diese Kirche war klein, hell und gemütlich. Es gab sogar Sitzkissen! Ein chinesischer Pfarrer und ein Chor erwarteten uns. Die Zeremonie ähnelte die der deutschen kirchlichen Trauung sehr, nur dass alles auf Chinesisch stattfand und die Stimmung viel lockerer war. Klatschen für den Chor und Lachen zwischendrin waren erlaubt.

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Trauung in chinesischer Kirche

Nach der kirchlichen Trauung wechselten wir wieder die Location und fuhren zu einem großen Seafood-Restaurant, das wohl extra für große Feierlichkeiten ausgerichtet war.

Finale chinesische Hochzeitsfeier am Mittag

Ein riesiger aufgeblasener Bogen in pink und gold, der wohl eine Krone mit einem Drachen darstellen sollte, zierte den Haupteingang. Das Ding war sicher 10m breit und 4m hoch. Eine Hüpfburg war nichts dagegen. Ich fragte mich, wie lange man wohl gebraucht hatte, um es vollständig aufzupumpen…

Die gleichen Trommlerinnen und Löwentänzer von heute morgen hatten sich auch schon vor dem Eingang postiert.
Als das Brautpaar ankam, ging die Trommel- und Löwentanzshow wieder los.

Das Brautpaar marschierte langsam zum Eingang und stellte sich vor den aufgeblasenen Riesendrachenbogen und trommelte mit, bis es in das Restaurant verschwand, um sich erneut umzuziehen.

Es sollte nun die Hauptzeremonie am Mittag folgen, die für Chinesen am wichtigsten war. Viivi und Weiping wechselten ihre Kleidung wieder in die traditionelle chinesische Tracht in rot.

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Chinesische Hochzeit – Tischordnung und Namenstafel

Vor dem Gästesaal suchten wir auf einer riesigen Übersichtstafel unsere Namen, um heraus zu finden, an welchem Tisch wir sitzen sollten. Andere chinesische Gäste halfen uns, zum richtigen Tisch zu kommen. Die Vorhänge im Saal waren zugezogen und rote Scheinwerfer beleuchteten den riesigen Raum, der auf 300 Gäste ausgerichtet war. Der Raum war sicher 6m hoch und in der Mitte ragte fast bis zur Decke eine professionelle Schwenkvorrichtung für die Kamera in die Höhe, die während der ganzen Feierlichkeit im Einsatz war.

Ein Moderator stand auf der Bühne und führte durch das Programm, während zur gleichen Zeit bereits die Vorspeisen aufgetischt wurden. Uns lief das Wasser im Munde zusammen. An jedem Tisch standen zwei Flaschen Reisschnaps mit 52 prozentigem Alkoholgehalt und ein Kasten Tsingtao-Bier, worüber sich besonders die männlichen Gäste freuten und sich schon die Hände rieben. Es ging das Gerücht umher, dass pro Gast eine Flasche Schnaps eingeplant sei.

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Traditionelle chinesische Hochzeitszeremonie – Weiping nimmt Viivi’s Schleier ab.

Auf der Bühne spielte sich die traditionelle chinesische Zeremonie ab. Das Brautpaar musste die Eltern bzw. Schwiegereltern ehren und sich vor ihnen hinknien und Tee trinken, während sie dafür den elterlichen Segen erhielten.

Nach dem offiziellen Teil fing der Moderator an, schwulstige chinesische Liebeslieder zu singen. Auf unserem Esstisch stapelten sich Delikatessen wie Seegurken, Hühnersuppe, Riesengarnelen, gedämpfter Ingwerfisch, Muscheln, verschiedene Gemüsegerichte, sogar ein ganzer geschmorter Schweinekopf (!) wurde serviert. Ständig wurden neue Gerichte serviert, obwohl der Tisch noch voll war, sodass die Gerichte sogar schon zweistöckig auf dem Tisch gestapelt werden mussten. Mit meinem vollen Bauch konnte ich kaum noch atmen.

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Bankettessen auf der chinesischen Hochzeit

Der letzte Show-Act bestand aus einem Maskenspiel aus der Sichuan-Oper. Der Künstler wechselte in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit seine Masken ohne sein Gesicht zu zeigen, dass wir nur so staunten. Als er am Ende die Maske abzog und sein Gesicht freigab, machten mein Freund Santi und ich große Augen, denn der Künstler sah aus wie Jackie Chan, mein Idol aus Kindheitstagen! Wow, wurde sogar Jackie Chan engagiert? Die Ähnlichkeit war verblüffend, aber der Mann sah zu jung aus, um der echte Jackie Chan sein zu können. Wir lachten und sprachen Weiping später darauf an, dem die Ähnlichkeit aber gar nicht mal aufgefallen war.

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Delikatesse beim Bankett – Seegurken

Weiping, Viivi und deren Eltern gingen an jedem Tisch vorbei, um mit den Gästen anzustoßen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie an unserem Tisch ankamen. Weiping sah mittlerweile etwas erschöpft aus. Kurz danach wurden die Tische abgeräumt und wir setzten uns wieder in den Shuttlebus.

Die offizielle Hochzeitsfeier war vorbei und die chinesischen Gäste gingen nach Hause. Für die ausländischen Gäste wurde noch eine Sightseeing-Tour zu verschiedenen Parkanlagen an der Küste angeboten und am Abend gab es bis 21 Uhr ein reichhaltiges Buffet in einem 5-Sterne-Hotel, das den endgültigen Abschluss der grandiosen chinesischen Hochzeit bildete.

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Kirschzeit in Yantai – Früchteteller beim Abendbuffet

Als wir mit dem Shuttlebus zurück zum Hotel fuhren, wollten viele der Gäste noch nicht ins Bett gehen. Weiping, Viivi, deren Eltern und einige deutsche Gäste standen noch vor dem Hotel, um zu das Fest ausklingen zu lassen. Weiping und Santi trieben noch einen Kasten Bier auf. Während ich mich mit vollem Magen verabschiedete, um schlafen zu gehen, ging die „Party“ vor dem Hotel noch weiter.

Zufrieden und völlig beeindruckt von dem riesigen Spektakel, das geboten wurde, schlief ich ein.

Am nächsten Morgen stand eine Flasche des hochprozentigen Schnaps‘ auf unserem Tisch im Hotel. Santi eröffnete mir, dass Weiping’s Eltern sich so über die Geschenke aus Deutschland gefreut hatten, dass sie es sich nicht nehmen lassen wollten, uns von dem Hochzeits-Reisschnaps eine Flasche zu schenken.

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Geschenk von Weiping’s Eltern: 52 prozentiger Chinesischer Reisschnaps

Das Souvenir wird uns noch lange an diese chinesische Hochzeit der Superlative erinnern.
Danke an das tolle Hochtzeitspaar Weiping und Viivi!

 

Vietnamreise – Das wundervolle Fischerdorf Mũi Né

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Mũi Né – Bärenkrebs

In einem Minibus brachen wir am nächsten Morgen von Đà Lạt nach Mũi Né auf. Eingequetscht zwischen anderen Fahrgästen und Rucksäcken kamen wir etwas zerknautscht nach fünf Stunden in unserem lang ersehnten Reiseziel an. Dort wollten wir vier entspannte Tage mit Sonne, Strand und Meer verbringen.

Mũi Né war klein, charmant, die Menschen freundlich und hilfsbereit. Der Verkehr hielt sich in Grenzen, genauso wie der Smog, der uns in anderen Städten zuvor gesundheitlich so zugesetzt hatte.

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Fischerboote in Mũi Né

An der einzigen Hauptstraße reihte sich ein Hotel, Hostel, Resort neben das andere. Dass der Tourismus hier Einzug gehalten hat, war nicht verwunderlich.

Während meine Schwiegermutter und ich am Strand faulenzten, machte mein Freund Santi am nächsten Tag einen Ausflug mit dem Moped. In unserem Hostel hatte er Wolfgang, einen redseligen coolen deutschen Rentner, kennengelernt. Sie verstanden sich auf Anhieb und verabredeten sich zu einem Männertag mit dem Moped.

Sie fuhren früh morgens zu einem nahe gelegenen Fischerdorf, wo die Einheimischen sich lächelnd und ohne Scheu bei der Arbeit fotografieren und filmen ließen.

Kurz bevor die Tourbusse mit Toristenladungen im Fischerdorf ankamen, machten sich Wolfgang und Santi auf ihren Mopeds wieder auf den Rückweg.

Unterwegs hielten sie vor einem der typischen offenen Restaurants an, die am Eingang Seafood in Auslagebecken anboten.
Sie entschieden sich für ein sehr exotisch aussehendes Tier, einen sog. Bärenkrebs. Für 160.000 Dong (7€) pro Person, was für vietnamesische Verhältnisse recht teuer war, teilten sich die beiden das Mittagessen.

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Mũi Né bei Sonnenaufgang

Der Bärenkrebs wurde etwa 20 Minuten lang auf einen Holzkohlegrill gelegt und mit Limette und einem Salz und Pfeffer-Dip serviert. Es hat köstlich geschmeckt, berichtete mir Santi.

Wir verbrachten sehr entspannte Tage in Mũi Né. Ich stand mehrmals um 5 Uhr morgens auf, um den Sonnenaufgang und die Fischer bei der Arbeit zu beobachten. Noch nie hatte ich so viele Sonnenaufgänge fotografiert.

Dass Mũi Né in unseren Reiseführern als überlaufen beschrieben wurde, konnten wir nicht bestätigen. Zwischen Weihnachten und Silvester war das sicherlich der Fall, aber Mitte Januar hatten wir eine wirklich angenehme Zeit und es war noch schöner als wir es uns vorgestellt hatten.

Etwas wehmütig ließen wir Mũi Né wieder hinter uns und waren gespannt auf unser nächstes Abenteuer. Wir wollten uns das Mekong-Delta anschauen.

Vietnamreise – Đà Lạt, Stadt des ewigen Frühlings

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Von Huế ging es weiter ins Hochland, nach Đà Lạt, der Stadt des ewigen Frühlings. Wir hatten einen Inlandsflug gebucht und brauchten ca. 1 Stunde, bis wir da waren.

Wir freuten uns auf gute Luft und ein kühleres Klima.
Đà Lạt war zu Kolonialzeiten der Ferienort für die Franzosen, die hier das angenehme frühlingshafte Klima genossen.
Hier konnten sie sich von der Tropenhitze in Saigon erholen.

Als wir ankamen, brauchten wir fast 30min mit dem Taxi, um vom Flughafen zu unserem Hotel zu kommen. Auf der Fahrt durchquerten wir eine grüne hügelige Landschaft mit Nadel- und Laubbäumen, die mich stark an die Wälder aus meinem Heimatort, dem Saarland, erinnerten. Nur die Palmen, Zypressen und vielen Blüten weisten auf Asien hin.

Mit unter 20 Grad war es in Đà Lạt um einiges kühler und wir mussten nachmittags eine Jacke anziehen.

Unsere Hotelzimmer hatten keine Klimaanlagen, weil hier keine benötigt wurden. Wir jubelten, weil wir endlich die Fenster öffnen und frische Luft reinlassen konnten. Welch ein Luxus!

Unser Hotel lag 2km außerhalb der Stadt, sodass wir die Hunde bellen und die Hähne krähen hörten. Wir bekamen sogar mit, wie ein Schwein geschlachtet wurde. Das Quietschen klang extrem mitleiderregend. Aus dem Fenster sahen wir wie das Schwein an einem Seil festgehalten wurde und einer der Männer einen langen Dolch in der Hand hatte. Ein Hund bellte wie verrückt.

Wir verließen die Szene, weil wir in die Stadt gehen wollten.
Nur Lisa, meine Schwiegermutter, die fiebernd im Bett lag, musste  sich das Schauspiel bis zum Ende anhören.

Das europäische Flair war kaum zu übersehen. Sogar das Essen erinnerte mich sehr an unser Essen zu Hause in Deutschland.

Đà Lạt ist bekannt für vegetarisches Essen.

Wir gingen zum Restaurant Góc Hà Thành, 53 Truong Cong Dinh, Đà Lạt, das wir aus dem Internet recherchiert hatten. Ich bestellte  ein Setmenü für 89.000 Dong und bekam dafür Artischockentee (eine Spezialität aus Đà Lạt), Salat, Kürbiscremesuppe und als Hauptspeise Reis mit Đà Lạt-Gemüse (Pilze, Karotten, Brokkoli) und Hühnchen in Knoblauchsauce. Mein Freund bestellte das gleiche, nur mit Stangenbohnen.

Für Lisa ließen wir ein Gericht kochen und einpacken. Wir hofften, dass es ihr am nächsten Tag besser gehen würde.

An unserem letzten Abend entschieden wir uns für ein vegetarisches Hotpot bei der Kette Léguda Buffet Rau Đà Lạt, Nhà Ga Cáp Treo (Restaurant am Cable Car), da unser Hotel in der Nähe lag.

Der Taxifahrer lachte, weil das Restaurant doch auch gut zu Fuß zu erreichen wäre. Lisa ging es zwar besser, aber nicht gut genug, um den Berg zum Cable Car hochzulaufen.

Für 49.000 Dong (ca. 2€) pro Person durften wir uns am vegetarischen Buffet bedienen. Wenn man Fleisch oder Seafood haben wollte, konnte man das mit Aufschlag dazu bestellen.

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Es gab Chinakohl, PakChoi, Nudeln, Rote Beete, Salat und Artischockentee, soviel man wollte. Zwei Röschen Brokkoli und ein kleines Stück Mais (für alle zusammen) wurde am Anfang an den Tisch gebracht und nicht mehr aufgefüllt. Das fand ich etwas unverschämt, aber wir sind trotzdem alle satt geworden und es hat gut geschmeckt.

Die heiße Suppe tat uns allen sehr gut und am nächsten Tag ging es uns allen viel besser.

Leider hatten wir nur ein kurzes Vergnügen in Đà Lạt, 2 Tage. Man soll hier richtig schön wandern, klettern und rudern können. Aber vielleicht war es ja nicht das letzte Mal in Đà Lạt.

Wie die Vietnamreise weiterging, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Vietnamreise – Streetfood in der Kaiserstadt Huế

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Am nächsten Tag besichtigten wir die ehemalige Kaiserstadt in Huế. Es handelte sich um eine Art Miniatur der Verbotenen Stadt in Beijing. Leider war der Großteil durch die Bomben der Amerikaner zerstört worden. Die Restaurierung war jedoch in vollem Gange.

In dem weitläufigen Areal konnten wir den lauten und stinkenden Mopeds auf der Straße entkommen. Bäume spendeten uns Schatten und wir genossen die Ruhe.

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Wieder draußen in der Stadt war der Abgasgestank der Mopeds kaum auszuhalten und ich beschloss, mir sobald wie möglich einen Mundschutz zuzulegen. Dass die Luft derart verschmutzt war, stand in keinem Reiseführer.

Wir hatten Hunger und setzten uns zu einer Garküche. Die Besitzerin lächelte uns an und wir kommunizierten mal wieder mit Händen und Füßen, um unser Essen zu bekommen. In der Auslage zeigten wir auf verschiedene Gemüse- und Fleischgerichte. Wie lange das Zeug schon ungekühlt in der Hitze stand, fragten wir lieber nicht.

Für mich gab es Reis mit Schweinsbratenscheiben und Pak Choi. Dazu wurde uns noch Tee und eine Suppe serviert. Die Dame war extrem freundlich und legte uns ständig ungefragt noch mehr Essen auf die Teller, das wir vergeblich abwehrten.
Durch die schlechte Erfahrung am Vorabend witterte ich beim Bezahlen eine gesalzene Ausländerrechnung.

Dem war aber überhaupt nicht so! Ganz im Gegenteil! Die freundliche Dame verlangte für das ganze Essen mitsamt Suppe und Getränken für zwei Personen nur 30.000 Dong! Das waren vielleicht 1,20 Euro.

Insgesamt hatte Huế eine wirklich große kulinarische Vielfalt zu bieten. Allerdings hatte die Luftverschmutzung auf unserer Reise in Huế den Höhepunkt erreicht und wir waren froh, in eine weniger verschmutzte Gegend weiterreisen zu können.

Unser nächstes Ziel war Đà Lạt, eine Stadt mit milderen Temperaturen im Hochland Vietnams.

Vietnamreise – Nachtmarkt in der alten Kaiserstadt Huế

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Chè Huế – vietnamesisches Dessert aus Huế

Von Hội An bis nach Huế brauchten wir nur drei Stunden mit dem Bus. Wir fuhren an der Küste entlang Richtung Norden.
Huế war von 1802 bis 1945 die kaiserliche Hauptstadt der Nguyễn Dynastie. Bis heute ist die Stadt Huế für ihre exquisite Küche bekannt.

Als wir ankamen, war es schon Abend und wir hatten einen Riesenhunger.
Ziellos steuerten wir in der Gegend herum. Es war etwas schwierig, im Dunkeln die neue Gegend zu erkunden. Der sog. Song Huong (Parfümfluss) war nur 200m von uns entfernt. Wir gingen über die lange Brücke und genossen die frische Brise, die an uns vorbei wehte. Währenddessen erwachte das Nachtleben am Flussufer. Die Garküchen wurden gerade aufgebaut, Tische, Stühle und Töpfe aufgestellt.

Obwohl wir zur Abwechslung lieber in einem geschlossenen Restaurant mit richtigen Stühlen gesessen hätten, lockten uns die Düfte aus den Garküchen an. Wir wollten unbedingt die originale Bún bò Huế (Rindfleischnudelsuppe aus Huế) essen.
Wir bestellten bei einer dicklichen Dame in einem geblümten Schlafanzug (das war wohl die Standardkleidung der Garküchenbesitzer) die berühmte Nudelsuppe und setzten uns auf die roten Mini-Plastikstühle.

Währenddessen beäugten wir die uns unbekannten Gerichte der anderen Gäste am Nachbartisch. Direkt neben uns ließ sich ein Pärchen viele kleine runde Schälchen auf einem Tablett bringen, die mit unerkennbarem Inhalt gefüllt waren. Sie schütteten eine Sauce in die Schälchen, bevor sie den Inhalt auslöffelten.

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Bánh bèo – Delikatesse aus Huế (Reiskuchen mit salziger Füllung)

Weiter vorne an der Straße gab es einen Tisch mit ca. 20 Töpfen, die mit buntem Inhalt gefüllt waren. Ich beobachtete, wie sich Gäste verschiedene Zutaten aussuchten, die in einem Glas gemischt wurden, die sie mit einem Löffel austranken. Daneben stand ein Schild mit dem Namen Chè Huế.

Die Bún bò Huế schmeckte sehr scharf und war reichhaltig mit viel Schweinefleisch gefüllt. Traditionell wurde Bún bò Huế mit Zitronengras, Chili und Krabbenpaste gewürzt. Die Suppe schmeckte köstlich, auch wenn mir die Lippen von der Schärfe brannten.

Obwohl wir schon satt waren, wollten wir trotzdem noch von den anderen Köstlichkeiten probieren. Ich fragte die Dame im Blümchenpyjama, was denn diese Schälchen seien.
Etwas wortkarg antwortete sie mir mit »Bánh bèo«. Aus der Nähe erkannte ich, dass Reismehlteig am Boden lag mit einem gemischten Topping.
Ich bestellte ein Tablett davon und die Dame servierte uns eine süßliche Sauce und Schweinsbratenkruste dazu. Die Mischung in den Schälchen bestand aus Röstzwiebeln, Frühlingszwiebeln, Pilzen und getrockneten Tintenfischen und Shrimps. Zusammen mit dem Reisteig, der Sauce und der Kruste schmeckte alles sehr sehr lecker.

Ich spielte mit dem Gedanken, noch aus den bunt gefüllten Töpfen die Chè Huế zu probieren, aber ich war leider viel zu satt. Ich nahm mir aber vor, herauszufinden, was es war.
Im Internet fand ich heraus, dass Chè ein typisches vietnamesisches Dessert war, das aus den Grundzutaten Wasser, Kokosmilch und Zucker bestand. Dieses Dessert konnte man mit den verschiedensten Hauptzutaten kochen, wie z. B. Mais, grüne Bohnen, Lotussamen, Taro, Mungbohnen, rote Bohnen usw.
Ich erinnerte mich vage daran, dass meine Eltern uns Kindern ab und zu so etwas mit dunkelbraunem glibberigen Inhalt als Nachtisch zu essen gegeben hatten. Nachtisch war bei uns in der Familie eine Seltenheit. Aber das musste Chè gewesen sein.

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Bún bò Huế – scharfe vietnamesische Rindfleischnudelsuppe aus Huế

Als wir zahlen wollten, verlangte die Pyjamadame eine ungewöhnlich hohe Summe von uns für die drei Bún bò Huế und die Bánh bèo: 250.000 Dong.
Ich hatte mit der Hälfte gerechnet. Wir diskutierten laut miteinander, sodass sogar schon Leute stehen blieben. Da wir aber keine Referenzpreise in Huế kannten, zahlten wir knirschend den Preis.

Am nächsten Tag durchblätterten wir bei Tageslicht die Speisekarte eines Restaurants. Die gleichen Gerichte, die wir auf dem Nachtmarkt gegessen hatten, hätten im Restaurant ca. 150.000 Dong gekostet. Die Pyjamatante hatte uns also um mindestens 100.000 Dong gelinkt. Über die Dreistigkeit ärgerte ich mich. Das nächste Mal sollten wir vorher nach dem Preis fragen, nahmen wir uns vor. Allerdings fand ich es aber auch ungerecht, jeden Vietnamesen unter Generalverdacht zu stellen. Denn bisher begegneten uns fast alle Vietnamesen sehr freundlich und verlangten faire Preise von uns.

Letztens Endes hatten wir ein tolles Abendessen mit interessanten Entdeckungen auf diesem Nachtmarkt, Chan’s Futtersuche war also höchst erfolgreich.
Und die 100.000 Dong betrugen umgerechnet 4 Euro, die wir mit unseren »dicken Ausländergeldbeuteln« gut verschmerzen konnten.

In Huế verbrachten wir nur anderthalb Tage, bis unsere Reise uns weg von der Küste ins Hochland von Vietnam führte.

Wie die Vietnamreise weiterging, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Vietnamreise – Entspanntes Flair in Hội An

Hoi An - Wonton Soup
Hội An – Wonton Soup

Noch schlaftrunken kamen wir frühmorgens in der ehemaligen Hafenstadt Hội An, in Zentralvietnam, an. Es war noch dunkel und eine Horde von Motorradtaxis buhlte um unsere Aufmerksamkeit. Wir ließen uns lieber von einem Taxi zum Binh Yen Homestay fahren. Laut den Bewertungen bei Tripadvisor sollte das Gasthaus 4 km außerhalb der Stadt liegen und die Besitzer sehr gastfreundlich sein.

Wir fuhren an Reisfeldern vorbei, ein Fluss durchquerte die Stadt, wir sahen Kühe und Hühner. Hội An wirkte verschlafen und ländlich. Endlich sahen wir die Seite von Vietnam, die wir uns ausgemalt hatten.

Hoi An - Hafen
Hội An – Hafen

Während der Fahrt bemerkte ich, dass auf den Schildern der Garküchen keine Phở (Nudelsuppe) mehr zu sehen war, sondern es wiederholten sich immer wieder die Worte Cơm Gà und Cao Lầu. Ich nahm mir vor, herausfinden, was das für Gerichte waren.

Die Familie im Binh Yen Homestay begrüßte uns herzlich. Obwohl wir viel zu früh dran waren, durften wir gleich Frühstück bestellen und kurze Zeit später, die Zimmer beziehen. Wir entdeckten, dass direkt auf der anderen Straßenseite des Hotels der Strand lag. Der Strand war traumhaft. Die älteste Tochter erklärte uns, dass wir eigene Liegen am Strand zugeteilt bekämen und wir Fahrräder kostenlos ausleihen dürften, um in die Stadt zu fahren.

Hội An - Altstadt
Hoi An – Altstadt

Obwohl es nieselte, beschlossen wir, mit dem Fahrrad in die Altstadt zu fahren. Die berühmte Altstadt, die 1999 offiziell zum Weltkulturerbe erklärt wurde, wurde von chinesischen Einwanderern der Provinz Fujian gegründet. Die Gebäude waren im traditionellen chinesischen Stil gebaut. Es gab sehr viele Schneiderläden, Cafés, Restaurants und Tempel. Die Altstadt wirkte sehr malerisch.

Hội An war auffällig chinesisch geprägt. In jedem Restaurant gab es die Wonton Soup (Wantansuppe), ein typisches Gericht aus der südchinesischen Küche.

Hoi An - Com Ga
Hội An – Cơm Gà (Chicken Rice)

Ich probierte noch die anderen zwei lokalen Spezialitäten Cơm Gà und Cao Lầu. Bei Cơm Gà (wörtlich Reis mit Huhn) handelte es sich um ein Reisgericht mit Suppenhuhnstreifen. Wir aßen es auf Miniplastikstühlen sitzend in einer Garküche am Straßenrand. Es wurde mit einem Teller Reis, Suppenhuhnstreifen, Zwiebeln und Kräutern serviert. Dazu reichte man uns eine Brühe mit Blutstich. Wir zahlten pro Person 30.000 Dong, ca. 1,20 Euro.

Hoi An - Cao Lau
Hội An – Cao Lầu (weiße Nudeln mit Schweinsbraten)

Bei Cao Lầu handelte es sich um ein Gericht mit dicken Reisnudeln, einer süßlichen Bratensauce und dünnen Schweinsbratenscheiben. Dazu gab es Salat und Kräuter. Mir persönlich hat dieses Gericht nicht so gut geschmeckt, weil ich es etwas trocken und langweilig gewürzt fand. Ich hatte es aber in einem Restaurant bestellt. Vielleicht hätte es in einer Garküche auf der Straße besser geschmeckt.

Hoi An - Cua Dai Beach
Hội An – Cua Dai Beach

Der Aufenthalt in Hội An war mehr als entspannend. In unserem Homestay außerhalb der Stadt konnten wir die Seele baumeln lassen. Wir verbrachten traumhafte Tage am einsamen Cua Dai Beach, wo wir neben Schwimmen und Sonnenbaden noch Essen und Getränke bestellen konnten. Es war das Paradies auf Erden.

Hoi An - Sommerrollen
Hội An – Cua Dai Beach – Sommerrollen

Abends fuhren wir zum Abendessen in die romantische Altstadt. Wie gerne wären wir noch länger geblieben.

Wehmütig verabschiedeten wir uns von dieser verschlafenen und zauberhaften Stadt.

Wie die Vietnamreise weiterging, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.