„Das ist ein bisschen eklig“, meinten meine Freunde, als ich ihnen dieses Foto aus meinem Südkorea-Urlaub zeigte.
Ich schmunzelte in mich hinein und dachte mir nur:
Wenn ihr wüsstet, wie lecker getrockneter Tintenfisch, der frisch geröstet wird, schmeckt…
Warm und knusprig, mit diesem einzigartigen Tintenfischgeschmack. Meine Geschwister und ich haben uns als Kinder darum geschlagen.
Meine beste Freundin C. hatte dieses Foto geschossen, als sie mich 2006 in Seoul besuchte, wo ich gerade mein Auslandspraktikum beendet hatte (meine Güte, ist das wirklich schon 6 Jahre her?!).
Im Anschluss an mein Praktikum reisten wir in den Süden zu mehreren Inseln, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Wir waren außerhalb der Saison unterwegs, hatten die Strände, das Meer und die Berge für uns alleine und übernachteten in sog. Minbak’s (korean. 민박, engl. homestay), was sowas wie „Wohnen bei einer Gastfamilie“ ist.
Da es außer Karaokebars keinerlei Unterhaltungsmöglichkeiten gab und wir so ziemlich die einzigen Touristen waren, hatten wir eben dort alleine unseren Spaß. Wir schlugen uns dort grölend drei Nächte hintereinander um die Ohren…
Die armen Inselbewohner tun mir bis heute noch leid.
Ich liebe dieses Bild, denn es ist zeitlos. Die Koreaner werden sicher noch in 100 Jahren ihren Tintenfisch so trocknen und haben das bestimmt auch die letzten hundert Jahre schon getan.
Auf den Beweis meiner Behauptung stieß ich ganz zufällig vor ein paar Tagen. Schaut mal her…
In einem alten Haus fand ich im Keller eine Sammlung von National Geographic-Heften aus den 60er/70er-Jahren.
Als eingeschweißter Korea-Fan zog ich natürlich die Ausgabe mit der Aufschrift „South Korea“ aus dem Regal. In einem 45-seitigen Report wurde über den phänomenalen Wirtschaftsaufschwung Südkoreas nach dem Krieg berichtet.
Und siehe da, ein Foto mit zum Trocknen aufgehängten Tintenfischen war darunter. Und dieses Foto ist schon fast ein halbes Jahrhundert alt.