Lu Wenfu’s Roman „Der Gourmet – Leben und Leidenschaft eines chinesischen Feinschmeckers„ spielt in der Zeit des letzten Jahrtausends, als China sich im politischen Umbruch zwischen dem Machtwechsel der Guomindang und der Kommunistischen Partei befand.
Dabei dient die malerische Stadt Suzhou, das Venedig Chinas, nicht nur als Kulisse der Handlung, sondern spielt gleichzeitig auch eine Hauptrolle.
Es wird die Geschichte des Jungen Gao erzählt, dessen Schicksal mit dem des ihm verhassten Vielfraßes Zhu Ziye unweigerlich verknüpft ist.
Von klein auf beobachtet Gao mit einer Mischung aus Neid, Verachtung und Faszination den Lebensstil von Zhu Ziye. Dieser hat das Glück, nicht arbeiten zu müssen und frönt von morgens bis abends nur seiner Essenssucht. Für seinen Gaumen ist das Beste gerade gut genug.
Gao tritt der kommunistischen Befreiungsarmee bei und engagiert sich aktiv für die Verwirklichung der Revolution. Zhu Ziye mit seiner Genusssucht ist ihm seit jeher ein Dorn im Auge und Gao versucht alles, um den Vielfraß zu Fall zu bringen.
In den Wirren der Kulturrevolution werden beide jedoch gleichermaßen als Kapitalisten an den Pranger gestellt und bestraft. Erst 10 Jahre später, nachdem die Strafen verbüßt waren, kreuzen sich ihre Wege in Suzhou wieder.
Die politische Situation hat sich beruhigt und die Suzhouer besinnen sich nun auf ihre einzigartige Kochkunst und versuchen die vergessenen Rezepte wieder zu finden.
Erstaunt muss Gao feststellen, dass der verfressene Zhu Ziye sich nun als wissenschaftlicher Berater einen Namen macht und als Gourmet gefeiert wird.
Lu Wenfu lässt uns in einen einmaligen Abschnitt der chinesischen Zeitgeschichte eintauchen. Er demonstriert uns sehr anschaulich (mit vielen kulinarischen Beispielen :P), dass das Essen eines der wichtigsten Bestandteile unserer Kultur und Identität darstellt.
Letztendlich ist es das Essen, was uns alle verbindet, unabhängig von persönlichen Differenzen oder politischen Ideologien.